Nach langer Zeit stand bei uns mal wieder ein Wochenende ohne Termine an. Da Samstags immer etwas zu tun ist, hatte ich mich vor allem auf einen entspannten Sonntag gefreut. Da darf ich nämlich ausschlafen, da mein Mann morgens mit den Kids zum Bäcker und anschließend auf den Spielplatz geht. Doch diese Rechnung hatte ich ohne meinen Mann gemacht, denn dieser musste „spontan“ bei einem ganztägigen Fußballturnier aushelfen. Musste, weil sich (mal wieder) zu wenig Teilnehmer angemeldet hatten.
Ich habe mich breitschlagen lassen und mich den gesamten Sonntag alleine um die Kinder gekümmert. Im Nachhinein habe ich mich darüber geärgert. Ich weiß, dass mein Mann sein Hobby zum Ausgleich und Abschalten braucht., doch genauso wichtig ist Ich-Zeit für mich. Diese ist jedoch nur gegeben, wenn mein Mann zu Hause ist und Zeit mit den Kids verbringt. Ich war sauer auf ihn. Doch eigentlich war ich sauer auf mich selber. Warum hatte ich nicht einfach „Nein“ gesagt?
Diese Frage schwirrte mir lange durch den Kopf. Irgendwann hat es „klick“ gemacht: Nicht die anderen, sondern ICH musste mein Verhalten verändern, wenn ich mit einer Situation unzufrieden war. Ich musste lernen, Nein zu sagen. Doch wie sagt man am besten Nein, ohne dass die Situation in einem Streit endet? Da fiel mir eine Technik ein, die ich während meines Kommunikationsstudiums kennengelernt hatte – die liebe INGA:
I (Interesse) zeigen
Wenn Jemand mit einer Bitte auf dich zukommt, dann höre genau zu und zeige Interesse bzw. Verständnis für das Anliegen. Frage nach dem Hintergrund (Warum, wieso, weshalb?) bevor du eine Entscheidung über Ja oder Nein triffst.
z.B. „Ich verstehe, dass du gerne zu dem Turnier gehen möchtest. Warum hast du so spontan davon erfahren?“
N (Nein) sagen
Sage nein. Sage nicht: hm, ich weiß noch nicht, bin mir nicht sicher, eigentlich nicht. Bleibe bestimmt und sage ganz eindeutig nein. Damit entstehen falsche Hoffnungen gar nicht erst und dein Gegenüber weiß sofort, woran er/sie ist. Wenn du dir nicht sicher bist, bitte um Bedenkzeit, um über die Antwort nachzudenken.
z.B. „Nein Schatz, du weißt, wie selten wir ein freies gemeinsames Wochenende haben.“
G (Gründe) benennen
Begründe deine Entscheidung kurz, damit dein Gegenüber die Ablehnung auch versteht. Ohne Begründung gibt es nur Stress und Verständnis ist nicht zu erwarten. Mache dein eigenes Anliegen höflich und verbindlich deutlich und rechtfertige dich bitte nicht. Halte die Erklärung kurz. Erläutere nicht zu viel und verhaspel dich nicht. Halte es frei nach dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
z.B. „Ich weiß, wie gerne du gehen würdest, aber: Sowohl die Kids als auch ich haben uns auf ein entspanntes Familienwochenende mit dir gefreut. Wir wären sehr traurig.“
A (Alternative)
Biete deinem Gegenüber, wenn möglich, Alternativen vor. Damit zeigst du Verständnis und lenkst das Gespräch in eine positive Richtung. Du könntest deinem Gegenüber zum Beispiel einen Vorschlag machen, wie er/sie die Aufgabe selbst bewältigen kann oder Vorteile aufzeigen. Gibt ihm/ihr den Eindruck, dass du geholfen hast.
z.B. „Ich weiß, es ist nicht dasselbe, aber schnapp dir doch deine Jungs und geht zum Bolzplatz. Im Gegenzug kümmere ich mich auch um die Jungs, wenn Bundesliga läuft.“
Fazit
Die oben genannte Situation ist ein Beispiel aus unserem Familienleben. In der Realität ist jedoch nicht immer alles schwarz oder weiß. Wähle dein Schlachtfeld mit Bedacht, denn manchmal ist ein Kompromiss langfristig die bessere Lösung, als mit viel Energie und Mühe ein Nein durchzusetzen. In einem späteren Fall haben wir es so gelöst, dass mein Mann vormittags zum Fußball gegangen ist und um 14 Uhr, nach dem Mittagsschlaf unseres Kleinen, wieder zu Hause war. Er hat sich die Jungs dann geschnappt und hat mit ihnen einen Ausflug gemacht. Somit wurde es zwar kein Familienausflug, doch zumindest hat jeder von uns Ich-Zeit bekommen und Zeit mit den Kindern verbracht. Auch das ist wichtig für die Bindung.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männern die Durchsetzung ihrer Ich-Zeit meistens leichter fällt. Deshalb möchte ich dich ermutigen, öfter Zeit für dich einzufordern. Ein souveränes Nein oder ein guter Kompromiss gehören nämlich genauso zum harmonischen Zusammenleben wie die Bereitschaft zu gegenseitiger Unterstützung. Die INGA-Methode ist eine gute Möglichkeit, Nein zu sagen ohne deinem Gegenüber vor den Kopf zu stoßen.
Mit einem höflichen, aber souveränen Nein machst du dir das Leben leichter. Ich möchte dich ermutigen, das Nein-Sagen so lange zu üben, bis du ein Erfolgserlebnis hast. Gib bitte nicht auf, wenn es nicht sofort klappt. Je gelassener du bist und je sachlicher deine Argumente, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Gegenüber die Entscheidung ohne Überredungsversuch akzeptiert. Bleibe stets Höflich, auch wenn dein Gegenüber es nicht sein sollte. Und zu guter Letzt: Lass dich nicht überreden und zu einem Ja drängen. Bleib bei deiner Entscheidung sobald du sie getroffen hast.
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